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AutorenbildKaroline Wirth

JANUAR 2024

Wer sucht, der findet. Einfach nicht immer das, was erwartet. Wir entdecken neben Bildern vom Ausschiesset Filmmaterial, das Stadtgeschichte schrieb. Die Feier „700 Jahre Handfeste“ von 1964 oder die Kantonal-Bernische Ausstellung Kaba 1949 unter anderem. Was passiert damit?

 

Projektstand: 47 gefundene Amateurfilme sind im Digitalisierungswerk


 

Das Stöbern in privaten Filmarchiven ist nach Abschluss des Suchaufrufs nicht zu Ende. Zum Glück! Wir sind stolz, dass uns Thuner Familien weitere Schätze anvertrauen. Es sind Filme von lokal-historischer Bedeutung. Der private Dokumentar-Film über die Kaba ist professionell gedreht und geschnitten und hat Info-Tafeln, die zusätzlich einordnen und kommentieren. Äusserst detailliert hat der Amateurfilmer den Thuner Grossanlass dokumentiert. Für Freunde und Familie und nicht mit kommerziellen Hintergedanken.


Eine 16mm-Filmspule von den "Thuner Handfeste", 1964
"Thuner Handfeste", 700 Jahr-Feier, 1964

Vielversprechend ist auch die gefundene 16mm-Spule über die „Handfeste“ (Urkunde, die das Stadtrecht sicherte). Es ist davon auszugehen, dass sich der Amateurfilmer beim Drehen der Feierlichkeiten 1964 etwas überlegt hat. Filmen war exklusiv und teuer.


Speziell sind auch zwei offizielle agfa-Filme von den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin. Warum sie sich im Besitz einer Thuner Familie befinden? Weil ein Thuner an den Spielen teilgenommen hat und die Nachkommen glücklicherweise nichts fortgeworfen haben.

Es sind Bilder, die "tschüdderle". Mittendrin stehen Adolf Hitler und Reichssportführer von Tschammer. Zum ersten Mal werden olympische Spiele medial inszeniert und im Fernsehen gezeigt. Adolf Hitler nutzt den Grossanlass zur Darstellung seines Regimes im In- und Ausland. Auch in der Schweiz.


Olympische Sommerspiele, 1936, Adolf Hitlers Olympia
Offizielle Filme von Hitlers-Sommerspielen 1936

Wo gehören diese Filmfunde hin? Wo sind sie richtig archiviert, digitalisiert und werden zugänglich gemacht für eine interessierte Öffentlichkeit? Im Thuner Stadtarchiv, im historischen Archiv der Burgergemeinde, im Schloss Thun, auf der Plattform thunensis oder zurück auf den privaten Dachböden?


In den nächsten Wochen will ich die Ohren spitzen und Gespräche führen. Schreibt mir, wo es in euren Augen am meisten Sinn macht: mail@karolinewirth.ch




 

Anekdote des Monats


Ueli Wirth in der Kadettenuniform am Ausschiesset 1954
Mein Vater Ueli Wirth (mit der Schärpe ganz links) am Ausschiesset-Umzug 1954 (Foto: privat)

Auch mein Vater war Kadett. Wie alle Buben des Progymnasiums bis 1972 (dann wurde das Obligatorium für die Schüler abgeschafft). Meine Mutter drückte mir neulich das Foto in die Hand, ich konnte ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mein Vater Ueli war ein schmaler Wurf und einen Kopf kleiner als seine Kollegen. Der Gesichtsausdruck kommt mir bekannt vor; ich erkenne die Kinder meines Bruders und meinen eigenen Sohn.


Fotos und Film-Dokumente erzählen neben persönlichen Anekdoten noch andere Geschichten. So ist dieses Bild Zeugnis davon, was Kinder in den 50er-Jahren in der Freizeit trugen (definitiv mehr Wolle) und wo es früher ein Tram gab (die Schienen führen von der Hauptgasse in die Marktgasse). Das Restaurant Helvetia ist heute die Trattoria Rimini und vielleicht ist es kein Zufall, dass der Startschuss zum Projekt an diesem Ort fiel. Barbara Donski, Thomas Gut und ich sassen am 9. Mai 2023 im 1. Stock des Restaurants und gründeten den Verein „Fulehung auf Super8“.

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